Verhaltensweisen

Verhaltensweisen

Alle Organismen neigen dazu, sich in einem Gleichgewicht (Homöostase) zu befinden. Wenn die Homöostase durch etwas Bedrohliches gestört wird, sendet das menschliche Gehirn alle möglichen Alarme aus, und wir werden übererregt (hyperaroused), um zu überleben (Flucht-oder-Kampf-Verhalten). In den meisten Fällen erholen wir uns kurz nach dem Ereignis und kehren in die Homöostase zurück. 

Nach andauernder und/oder wiederholter Exposition gegenüber traumatischen Ereignissen kann ein homöostatischer Zustand nicht wiederhergestellt werden und der Körper bleibt in einem anhaltenden Zustand des “roten Alarms” (Allostase), obwohl die Krise längst beendet ist. 

Im Zustand der Allostase sind das Wiedererleben, die Vermeidung und das Hyperarousal-Symptome dynamisch miteinander verbunden in dem Versuch, Stabilität in der Funktionsfähigkeit zu erlangen, verändert sich die homöostatischen Grundlinie.

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Was bedeutet das also für Sie und Ihre Angehörigen?

 

Eine Erinnerung an einen traumatischen Stressfaktor, wie eine Nachrichtensendung über einen sexuellen Missbrauchsfall, aktiviert die Erinnerungen an das Trauma (Wiedererleben), was wiederum eine aktive physiologische Reaktion auf den Kampf oder die Flucht auslöst, wie z.B. Veränderungen der Herzfrequenz und des Herzschlags (hyperarousal / erhöhtes Gefühl der Bedrohung). Die unangenehmen Gefühle führen zu einer bewussten Anstrengung, nicht über das Trauma nachzudenken, oder zu einigen anderen Bewältigungsstrategien wie z.B. Alkoholmissbrauch (Vermeidung).

Personen mit PTBS, die sich im Überlebensmodus befinden, sind ständig auf der Hut, geplagt von Erinnerungen und körperlichen Reaktionen, die sie nicht kontrollieren können. Sie haben Schlafprobleme, sind leicht reizbar und fühlen sich oft besser, nachdem sie sich von der Außenwelt isoliert haben.

 

Eine intensive und andauernde Exposition mit traumatischen Ereignissen in Kombination mit anderen Risikofaktoren kann zu erheblichen Persönlichkeitsveränderungen führen.

Dieser Langzeiteffekt eines Traumas wird als komplexe PTBS bezeichnet und schließt Veränderungen in der Persönlichkeit mit ein, z.B.:

  • die Steuerung von Emotion und Impulsen
  • die Beziehungen zu anderen Personen
  • die eigenen Wertevorstellungen (Cloitre et al.,2013)

Ein Trauma kann das Identitätsgefühl, das Selbstwertgefühl und die eigenen Grundüberzeugungen  verändern. Einige der typischen kognitiven Störungen sind:

  • anhaltende negative Wahrnehmungen in Bezug auf sich selbst/die Welt (“Ich bin nicht gut”; “Ich kann niemandem vertrauen”)
  • Empfinden einer übertriebenen Selbst- oder Fremdschuld bezüglich der Verursachung des Traumas (“Ich habe es verdient, dass mir das passiert”).

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